Greco di Tufo DOCG – der Grieche, der sich längst heimisch fühlt
Greco, der Grieche, ist wohl vor Jahrtausenden übers Mittelmehr nach Kampanien gelangt. Die Winzer aus Tufo sind stolz auf diese Rebsorte, für die ihr kleiner Ort berühmt geworden ist. In letzter Zeit wird auch die Spumante-Variante immer populärer. Greco ist eine besondere Entdeckung.
Man vermutet bei fast allen südlichen italienischen Rebsorten eine direkte, Jahrtausende alte Verbindung nach Griechenland. Bei den meisten Rebsorten hat man jedoch den genauen Ursprung bisher nicht ergründen können. Beim Greco ist das anders. Da hat man den Urahn im griechischen Thessalien ausmachen können, von wo diese Rebe vor rund 2.600 Jahren in die Bucht von Neapel gelangte. Der Greco wird schon von den Römern erwähnt, bei denen er als edler Wein gefeiert wurde, der rar und kostbar war. Im Gegensatz zum benachbarten Fiano wurde der Greco nicht vom Haselnussanbau bedrängt. Die Winzer aus Tufo haben ihre bescheidenen 669 Hektar die ganze Zeit über gepflegt und erzeugen heute rund 21.000 Hektoliter. Dabei wird neben dem Stillwein auch der Spumante, der nach dem Metodo classico ausgebaut wird, immer populärer. In beiden Varianten darf der Wein bis zu 15 % der ebenfalls regionalen Rebsorte Coda di Volpe enthalten.
Fiano di Avellino DOCG – ein rarer Schatz des Südens
Das Gebiet ist klein, die Sorte bis heute rar, aber von großer Schönheit. Der Fiano di Avellino gehört zu den besten weißen Sorten des Südens – ein Wein mit feiner Säure und einem fast schon burgundischen Körper. Das kann Liebe auf den ersten Schluck werden.
Rund 60 Kilometer von Neapel entfernt, im Landesinneren Kampaniens, liegt der kleine Ort Avellino. Dort findet man eine der besten und auch ältesten weißen Rebsorten Italiens. Den besonderen Charakter des Fiano haben schon die Römer geschätzt. Heute ist die Rebsorte vor allem eingeweihten Kennern bekannt, die es genießen, dass der Fiano sowohl über eine gute Säure als auch über einen fast burgundischen Körper verfügt. Im Gegensatz zu den 10.000en Hektar an Trebbiano oder Pinot grigio ist Fiano di Avellino mit 435 Hektar ein rarer Schatz des Südens. Den heben heute ambitionierte Nebenerwerbswinzer genauso wie große Player im Range von Feudi di San Gregori. Feudi hat die autochthonen Rebsorten Kampaniens erst auf die internationale Bühne gebracht – ein Glück für den Fiano; denn der war fast ausgestorben, weil es zeitweise in der Region Irpina, deren Hauptstadt Avellino ist, viel lukrativer war, Nüsse statt Trauben zu produzieren. Bis in die 1990er-Jahre hinein war es kaum möglich, einen Fiano di Avellino zu produzieren – so weit verteilt lagen die wenigen noch vorhandenen Rebstöcke. Heute findet man die Sorte wieder in 23 Gemeinden der Region. Der Fiano wird meist reinsortig ausgebaut, doch sind 15 % Anteil anderer Rebsorten wie Coda di Volpe, Greco oder Trebbiano erlaubt.
Taurasi DOCG – Rubine in Flaschen
Tiefdunkel, mächtig, würzig und doch durchdrungen von einer klaren Säure, von Mineralität und Lebendigkeit: Das ist Taurasi, das ist Aglianico, der Cru des Mezzogiorno. Diese historische Sorte von den Tuffsteinböden in Taurasi ist immer etwas Besonderes.
Kaum ein anderer italienischer Rotwein ist so farbintensiv wie der Aglianico. Diese alte süditalienische Rebsorte wird gerne auch Barolo des Südens genannt, doch das nicht wegen der Farbe – ein Barolo ist eher blass und durchscheinend –, sondern wegen der Gerbstoffe und des Alterungspotentials. Auch beim Aglianico aus dem kampanischen Taurasi war es lange Zeit so, dass man die Weine erst zehn Jahre oder länger in den Keller legen musste, bevor sie trinkreif waren. Heute gibt es sie schon mit früherer Trinkreife. Die Modernisten legen den Wein gerne in Barriques, wo er sich schneller findet und zugänglich wird, und sie dürfen bis zu 15 % anderer roter Sorten mit in die Cuvée einbringen, Merlot zum Beispiel, der dem Wein dann einen samtigeren Ausdruck verleiht.
Aglianico wird als Taurasi DOCG oder Taurasi Riserva DOCG auf gerade einmal 353 Hektar Fläche angebaut – so viel wie vier bis fünf Grand Cru Châteaux im Médoc. Es ist also ein kleiner Kreis von nur wenigen Weingütern, die diesen großen Wein erzeugen. Die kleine Hektar-Zahl verteilt sich auf 17 Gemeinden, in denen Taurasi namensgebend ist. Während der Aglianico am Monte Vulture, der anderen wichtigen Aglianico-Appellation, auf Vulkangestein wächst, ist es rund um Taurasi Tuff- und Kalkstein, der mit Lehm oder Sand durchsetzt ist. Tuff und Kalk liefern Klarheit und Mineralität, der Lehm betont noch einmal zusätzlich die dunkle Frucht und Würze des Aglianico. Während der Rosso mindestens drei Jahre in den Kellern der Winzer reift, sind es bei der Riserva mindestens vier, bei manch traditionellem Erzeuger können es aber gerne einmal zehn Jahre sein, bevor die Riserva in den Verkauf gelangt.
Irpinia DOC – der Einstieg in die Welt des Aglianico
Noch jung ist sie, die kleine Appellation rund um Taurasi, Tufo und Avellino. In ihr finden sich alle wichtige Rebsorten der Region wie Coda di Volpe, Falanghina, Fiano und Greco, Aglianico, Piedirosso und Sciascinoso, aber alle zum Kennenlernpreis, bevor man mit den Crus weitermacht.
Die DOC Irpinia ist ein noch junges Qualitätsanbaugebiet in Kampanien. Es umfasst das Gebiet um Avellino, Taurasi und Tufo. Auf den 301 Hektar stehen ausschließlich Rebsorten der Region. Für die weißen sind das Coda di Volpe, Falanghina, Fiano und Greco, für die roten sind es Aglianico, Piedirosso und Sciascinoso. Die DOC ist erste Wahl, wenn man das Gebiet kennenlernen möchte, ohne direkt bei den teureren Crus einsteigen zu wollen. Neben sortenreinen Weinen gibt es Cuvées. In den Weißweinen sind mindestens 40 bis 50 % Fiano oder mindestens 40 bis 50 % Greco enthalten, beim Rosso sind es mindestens 70 % Aglianico. Neben Rot- und Weißweinen werden Rosés aus mindestens 70 % Aglianico erzeugt sowie eine kleine Menge Passito und Spumante. In der Subzone Campi Taurasi wird ausschließlich Aglianico erzeugt, der mindestens neun Monate reift und damit wesentlich jünger in den Markt kommt als die Weine der Taurasi DOCG.
IGP Campania – Ausdruck einer fruchtbaren Landschaft
Direkt hinter Neapel geht es los. Kampanien hat viel zu bieten, unter anderem eine große Auswahl unterschiedlichster Landweine. Natürlich gibt es viele heimische Rebsorten wie Fiano, Greco oder Aglianico. Doch auch zugereiste Sorten sind interessant. Man findet sogar Sylvaner.
Das Hinterland Neapels und der Amalfi-Küste hat viel zu bieten. Was den Wein angeht, so ist die Region vor zwei Jahrzehnten langsam erwacht und punktet mit Rebsorten wie Fiano, Greco oder Aglianico, Rebsorten also, die teils seit Jahrtausenden in der campania felix vorkommen. Doch ein Anbaugebiet lebt nicht nur von den hochklassigen und auch hochpreisigen Weinen und Appellationen. Auch die Landweine sind wichtiger Ausdruck der Weinkultur. In der IGP Campania, die 2004 entstanden ist und 523 Hektar umfasst, stehen traditionelle Rebsorten neben internationalen. Erzeugt werden weiße, rote und roséfarbene Weine genauso wie leichter Frizzante und süßer Passito. Auch beim Landwein sind die heimischen Rebsorten die wichtigsten. Schließlich fühlen sich Falanghina, Coda di Volpe, Greco nero oder auch die Uva di Troia hier seit langer Zeit sehr wohl. Doch experimentiert werden darf immer – zum Beispiel mit Welschriesling oder Sylvaner verde, Gewürztraminer, Lambrusco oder Pinot nero. Die Voraussetzungen für Landweine sind fast überall gleich. Bei den Cuvées gibt es bei den Rebsorten keine Vorgaben, bei den reinsortigen Weinen müssen es mindestens 85 % der angegebenen Rebsorte sein.