Kampanien

Wein aus Kampanien Kampanien

Una pizza, per favore. E un bicchiere Lacryma Christi! So hört man es in Napoli. Denn dort ist der Ursprung der Pizza. Und in Neapel bekommt man bis heute auch die beste. Keine Diskussion! Der Neapolitaner trinkt dazu am liebste Lacryma, vielleicht auch Taurasi, Fallanghina oder Fiano.
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Kampanien – in der Vielfalt liegt der Reiz

Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn? Es ist hier, genau hier. Es ist die Campania felix, die fruchtbare Ebene. Hier wächst all das, was die Bäcker von Napoli für ihr berühmtestes Produkt benötigen: Pizza! Pizza gibt es in Neapel, der Hauptstadt Kampaniens, von einzigartiger Qualität. Und das natürlich, weil die Pizzabäcker ihr Handwerk verstehen und all das, was sie benötigen, frisch aus der Region kommt: der besondere Weizen, die Tomaten, die Kräuter. Und selbst der Käse entsteht irgendwo zwischen Neapel, Vesuv und der Campania.


Lacryma Christi – der Hauswein Neapels

Aber das ist natürlich nicht alles. Denn es gibt dort noch etwas Besonderes, und zwar mit einzigartigem Charakter: Wein. Den Lacryma Christi del Vesuvio zum Beispiel, der besonders gerne in der katholischen Hauptstadt getrunken wird. Der kann mal rot aus der Rebsorte Piedirosso angebaut werden wie auch weiß aus der Falanghina. Aber der Vesuv ist längst nicht das einzige fruchtbare Gebiet. Wenn man nach einem Besuch der Amalfi-Küste von Positano oder Ravello ins Hinterland fährt, erreicht man schnell eines der besten Anbaugebiete Italiens.


Aglianico – der Barolo des Südens

Rund um Taurasi und Avellino hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten der neue kampanische Weinbau gebildet. Und er ist weltbekannt geworden. Zum Glück haben die Winzer sich diesen Ruhm mit den alten historischen varietà verdient, die es hier seit Jahrhunderten gibt: vor allem mit dem Aglianico, der früher allzu gerbstoffreich und dunkel daherkam wie ein Barolo aus dem Piemont – und genauso gezähmt wurde wie die berühmte Sorte des Nordens. Außerdem Fiano, Falanghina und Greco – diese würzigen, kraftvollen Reben sind die wichtigsten weißen Sorten Kampaniens. 


Taurasi, Avellino, Irpina – die volle Vielfalt

In den 1990ern begann man den Wert und die Einzigartigkeit dieser Sorten zu erkennen. Alterungswürdige Weine wie der Taurasi aus der Sorte Aglianico wurden populär, ebenso der Irpina, der ebenfalls aus Aglianico gekeltert wird, aber im Anbau jünger ist und auch jünger getrunken wird. Ebenso erfolgreich sind der weiße Fiano di Avellino und der Greco di Tufo, zwei Weine, die eine lebendige Säure, einen vollen Körper und Komplexität miteinander verbinden. Schließlich gibt es in den Bergen noch die weiße Sorte Coda di Volpe, was soviel heißt wie Fuchsschwanz. »Il Mondo é bello, perché vario«, sagen die Neapolitaner: In der Vielfalt liegt der Reiz des Lebens. Und in dieser Vielfalt liegt auch der Reiz des Weines.

Herkunftsbezeichnungen in Kampanien

Greco di Tufo DOCG – der Grieche, der sich längst heimisch fühlt  


Greco, der Grieche, ist wohl vor Jahrtausenden übers Mittelmehr nach Kampanien gelangt. Die Winzer aus Tufo sind stolz auf diese Rebsorte, für die ihr kleiner Ort berühmt geworden ist. In letzter Zeit wird auch die Spumante-Variante immer populärer. Greco ist eine besondere Entdeckung.  


Man vermutet bei fast allen südlichen italienischen Rebsorten eine direkte, Jahrtausende alte Verbindung nach Griechenland. Bei den meisten Rebsorten hat man jedoch den genauen Ursprung bisher nicht ergründen können. Beim Greco ist das anders. Da hat man den Urahn im griechischen Thessalien ausmachen können, von wo diese Rebe vor rund 2.600 Jahren in die Bucht von Neapel gelangte. Der Greco wird schon von den Römern erwähnt, bei denen er als edler Wein gefeiert wurde, der rar und kostbar war. Im Gegensatz zum benachbarten Fiano wurde der Greco nicht vom Haselnussanbau bedrängt. Die Winzer aus Tufo haben ihre bescheidenen 669 Hektar die ganze Zeit über gepflegt und erzeugen heute rund 21.000 Hektoliter. Dabei wird neben dem Stillwein auch der Spumante, der nach dem Metodo classico ausgebaut wird, immer populärer. In beiden Varianten darf der Wein bis zu 15 % der ebenfalls regionalen Rebsorte Coda di Volpe enthalten. 



Fiano di Avellino DOCG –  ein rarer Schatz des Südens 


Das Gebiet ist klein, die Sorte bis heute rar, aber von großer Schönheit. Der Fiano di Avellino gehört zu den besten weißen Sorten des Südens – ein Wein mit feiner Säure und einem fast schon burgundischen Körper. Das kann Liebe auf den ersten Schluck werden.  


Rund 60 Kilometer von Neapel entfernt, im Landesinneren Kampaniens, liegt der kleine Ort Avellino. Dort findet man eine der besten und auch ältesten weißen Rebsorten Italiens. Den besonderen Charakter des Fiano haben schon die Römer geschätzt. Heute ist die Rebsorte vor allem eingeweihten Kennern bekannt, die es genießen, dass der Fiano sowohl über eine gute Säure als auch über einen fast burgundischen Körper verfügt. Im Gegensatz zu den 10.000en Hektar an Trebbiano oder Pinot grigio ist Fiano di Avellino mit 435 Hektar ein rarer Schatz des Südens. Den heben heute ambitionierte Nebenerwerbswinzer genauso wie große Player im Range von Feudi di San Gregori. Feudi hat die autochthonen Rebsorten Kampaniens erst auf die internationale Bühne gebracht – ein Glück für den Fiano; denn der war fast ausgestorben, weil es zeitweise in der Region Irpina, deren Hauptstadt Avellino ist, viel lukrativer war, Nüsse statt Trauben zu produzieren. Bis in die 1990er-Jahre hinein war es kaum möglich, einen Fiano di Avellino zu produzieren – so weit verteilt lagen die wenigen noch vorhandenen Rebstöcke. Heute findet man die Sorte wieder in 23 Gemeinden der Region. Der Fiano wird meist reinsortig ausgebaut, doch sind 15 % Anteil anderer Rebsorten wie Coda di Volpe, Greco oder Trebbiano erlaubt.

 


Taurasi DOCG – Rubine in Flaschen 


Tiefdunkel, mächtig, würzig und doch durchdrungen von einer klaren Säure, von Mineralität und Lebendigkeit: Das ist Taurasi, das ist Aglianico, der Cru des Mezzogiorno. Diese historische Sorte von den Tuffsteinböden in Taurasi ist immer etwas Besonderes. 


Kaum ein anderer italienischer Rotwein ist so farbintensiv wie der Aglianico. Diese alte süditalienische Rebsorte wird gerne auch Barolo des Südens genannt, doch das nicht wegen der Farbe – ein Barolo ist eher blass und durchscheinend –, sondern wegen der Gerbstoffe und des Alterungspotentials. Auch beim Aglianico aus dem kampanischen Taurasi war es lange Zeit so, dass man die Weine erst zehn Jahre oder länger in den Keller legen musste, bevor sie trinkreif waren. Heute gibt es sie schon mit früherer Trinkreife. Die Modernisten legen den Wein gerne in Barriques, wo er sich schneller findet und zugänglich wird, und sie dürfen bis zu 15 % anderer roter Sorten mit in die Cuvée einbringen, Merlot zum Beispiel, der dem Wein dann einen samtigeren Ausdruck verleiht. 


Aglianico wird als Taurasi DOCG oder Taurasi Riserva DOCG auf gerade einmal 353 Hektar Fläche angebaut – so viel wie vier bis fünf Grand Cru Châteaux im Médoc. Es ist also ein kleiner Kreis von nur wenigen Weingütern, die diesen großen Wein erzeugen. Die kleine Hektar-Zahl verteilt sich auf 17 Gemeinden, in denen Taurasi namensgebend ist. Während der Aglianico am Monte Vulture, der anderen wichtigen Aglianico-Appellation, auf Vulkangestein wächst, ist es rund um Taurasi Tuff- und Kalkstein, der mit Lehm oder Sand durchsetzt ist. Tuff und Kalk liefern Klarheit und Mineralität, der Lehm betont noch einmal zusätzlich die dunkle Frucht und Würze des Aglianico. Während der Rosso mindestens drei Jahre in den Kellern der Winzer reift, sind es bei der Riserva mindestens vier, bei manch traditionellem Erzeuger können es aber gerne einmal zehn Jahre sein, bevor die Riserva in den Verkauf gelangt. 



Irpinia DOC – der Einstieg in die Welt des Aglianico 


Noch jung ist sie, die kleine Appellation rund um Taurasi, Tufo und Avellino. In ihr finden sich alle wichtige Rebsorten der Region wie Coda di Volpe, Falanghina, Fiano und Greco, Aglianico, Piedirosso und Sciascinoso, aber alle zum Kennenlernpreis, bevor man mit den Crus weitermacht. 


Die DOC Irpinia ist ein noch junges Qualitätsanbaugebiet in Kampanien. Es umfasst das Gebiet um Avellino, Taurasi und Tufo. Auf den 301 Hektar stehen ausschließlich Rebsorten der Region. Für die weißen sind das Coda di Volpe, Falanghina, Fiano und Greco, für die roten sind es Aglianico, Piedirosso und Sciascinoso. Die DOC ist erste Wahl, wenn man das Gebiet kennenlernen möchte, ohne direkt bei den teureren Crus einsteigen zu wollen. Neben sortenreinen Weinen gibt es Cuvées. In den Weißweinen sind mindestens 40 bis 50 % Fiano oder mindestens 40 bis 50 % Greco enthalten, beim Rosso sind es mindestens 70 % Aglianico. Neben Rot- und Weißweinen werden Rosés aus mindestens 70 % Aglianico erzeugt sowie eine kleine Menge Passito und Spumante. In der Subzone Campi Taurasi wird ausschließlich Aglianico erzeugt, der mindestens neun Monate reift und damit wesentlich jünger in den Markt kommt als die Weine der Taurasi DOCG. 



IGP Campania – Ausdruck einer fruchtbaren Landschaft 


Direkt hinter Neapel geht es los. Kampanien hat viel zu bieten, unter anderem eine große Auswahl unterschiedlichster Landweine. Natürlich gibt es viele heimische Rebsorten wie Fiano, Greco oder Aglianico. Doch auch zugereiste Sorten sind interessant. Man findet sogar Sylvaner. 


Das Hinterland Neapels und der Amalfi-Küste hat viel zu bieten. Was den Wein angeht, so ist die Region vor zwei Jahrzehnten langsam erwacht und punktet mit Rebsorten wie Fiano, Greco oder Aglianico, Rebsorten also, die teils seit Jahrtausenden in der campania felix vorkommen. Doch ein Anbaugebiet lebt nicht nur von den hochklassigen und auch hochpreisigen Weinen und Appellationen. Auch die Landweine sind wichtiger Ausdruck der Weinkultur. In der IGP Campania, die 2004 entstanden ist und 523 Hektar umfasst, stehen traditionelle Rebsorten neben internationalen. Erzeugt werden weiße, rote und roséfarbene Weine genauso wie leichter Frizzante und süßer Passito. Auch beim Landwein sind die heimischen Rebsorten die wichtigsten. Schließlich fühlen sich Falanghina, Coda di Volpe, Greco nero oder auch die Uva di Troia hier seit langer Zeit sehr wohl. Doch experimentiert werden darf immer – zum Beispiel mit Welschriesling oder Sylvaner verde, Gewürztraminer, Lambrusco oder Pinot nero. Die Voraussetzungen für Landweine sind fast überall gleich. Bei den Cuvées gibt es bei den Rebsorten keine Vorgaben, bei den reinsortigen Weinen müssen es mindestens 85 % der angegebenen Rebsorte sein.