Der Amarone della Valpolicella hat es schnell zum Klassiker geschafft. Und das, obwohl dieser besondere Stil noch keine hundert Jahre alt ist. Doch seit den 1930ern ist er immer populärer geworden, und 1968 bekam der Wein schließlich seine eigene DOC und 2010 die DOCG. Seitdem gehört er zum kleinen Club der Cru unter den italienischen Weinen. Inoffiziell ist er das allerdings schon deutlich länger.
Venetiens Cru
Der Cru Venetiens entsteht nach einem ganz besonderen Verfahren. Der Wein, der lange Zeit als viel zu bitter empfunden wurde – »bitter« heißt bei uns ja amaro –, ist eine Cuvée der veronesischen Rebsorten Corvina, Molinara und Rondinella, zu denen sich weitere Rebsorten des Norden wie Corvivone, Dindarella oder Oseleta gesellen können. Diese Sorten spielen eigentlich nur im Valpolicella eine Rolle. Sie werden spät gelesen und dann für 100 oder mehr Tage in Kisten in offenen Hallen, den sogenannten fruttai, getrocknet. Diese Art der Trocknung, bei der rund 40 Prozent der Flüssigkeit verdunstet und die Traube rosiniert und immer intensiver wird, nennen wir appassimento.
Amarone braucht Zeit
Die besten Amarone sind echte slow wines. Das appassimento dauert deutlich länger als 100 Tage. Die Trauben werden dabei streng überwacht und immer wieder ausgelesen. Nach der Gärung wird der Amarone mindestens zwei, oft jedoch vier, fünf oder noch weitere Jahre in großen Fässern aus slawonischer Eiche ausgebaut. Was in dieser Zeit entsteht, ist ein bittersüßes Vergnügen. Bitter dank der Gerbstoffe, süß dank der intensiven Frucht und dem intensiven Alkohol, der durch die Trocknung entsteht. All das und zusätzlich die Cremigkeit und Eleganz der besten Weine hat den Amarone berühmt werden lassen.