Apulien

Wein aus Apulien Apulien

Primitivo, Bombino, Negroamaro? Richtig, wir sind in Apulien. Puglia, wie wir es nennen, ist einer der großen Aufsteiger der letzten Jahre. Denn dort gibt es jede Menge alter Reben und noch mehr guten Wein. Reif, saftig, süß und üppig. Willkommen im Süden Italiens.
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Apulien - Sonne, Strände, einfach Süditalien

Puglia heißt der Landstrich tief im Süden, und er deckt den ganzen Absatz unseres berühmten italienischen Stiefels ab. Puglia, wie es hier heißt, oder Apulien ist unsere Kornkammer. Hier wächst das beste Getreide für pasta und pizza. Außerdem gibt es natürlich Tomaten, vor allem pomodori di San Marzano. Dazu olive, mandorle, fichi und … vino!

Saftig und sonnenverwöhnt
Es gab Zeiten, da wurde apulischer Wein in Tankwagen durch die Gegend gefahren. Vor allem die Winzer im Norden haben gerne mal die dunklen Weine genommen, um ihren eigenen ein wenig mehr carattere zu geben. Aber diese Zeiten sind vorbei. Die Weine im Norden haben längst genügend eigenen Charakter. Und die Weine des Südens sind so beliebt wie nie zuvor. Denn wo finden Sie sonst so fruchtige, sonnenverwöhnte, würzige, reife und saftige Weine? Und das zu den Preisen?

Alte Sorten, alte Reben
Mit Primitivo und Uva di Troia, Malvasia und Negroamaro, Bombino und Falanghina haben es die Weinbauern ganz schön weit gebracht. Und das Besondere ist, dass all diese Rebsorten auf oft ganz alten Stämmen in einer traumhaft schönen Landschaft stehen. Umgeben vom Mittelmeer, findet sich mal ein Blick auf die Stauferburg Castel del Monte, mal auf die Barockbauten von Lecce, dem Florenz des Südens. Dann wieder fällt der Blick auf die weißen Trulli mit ihren Zipfelmützendächern. Oder im Vorbeigehen auf ein Café an der Küste. Da steht plötzlich ein Teller mit frisch gegrilltem polpo und Zitrone und dazu ein Glas mit kühlem Fiano. Un sogno? No, questa è la Puglia.

Herkunftsbezeichnungen in Apulien

Castel del Monte DOCG – im Angesicht der berühmten Stauferburg   


Eine der berühmtesten Burgen Italiens steht Pate für diese Appellation in Apulien. Die Weine machen Furore, allem voran die heimischen Rebsorten Bombino nero und Nero di Troia. Doch auch Aglianico, Chardonnay oder Cabernet reifen hier sehr gut.   


Certo, der Name Castel del Monte ist nicht in erster Linie wegen seiner exzellenten Weine berühmt geworden. Die haben es nämlich schwer – was den Glamour-Faktor angeht –, gegen das Castel anzukommen. Denn das Castel del Monte ist eine Burg, die 1240 von Kaiser Friedrich II. in Auftrag gegeben wurde und architektonisch so einzigartig ist, dass sie weltberühmt wurde. Es kann gut sein, dass das Castel den umgebenden Weinbergen geholfen hat, ebenfalls famoso zu werden.  


Rund um das Castel in der Region Apulien gibt es mehrere hundert Hektar Reben, aus denen einige der interessantesten Weine der Region entstehen, vor allem deshalb, weil die Winzer dort sehr eigenständige, charaktervolle Reben namens Nero di Troia oder Bombino nero besitzen, die gerade richtig furore machen. Deshalb gibt es für die besten Qualitäten mittlerweile auch eine eigene DOCG, die höchste Auszeichnung im italienischen Weinrecht. Steht also Castel del Monte Bombino nero, Castel del Monte Nero di Troia Riserva oder Castel del Monte Rosso Riserva auf dem Etikett, dann handelt es sich um einen wirklich sehr tiefen, charaktervollen, würzigen und saftigen Rotwein aus dieser Region. Neben den Stars des Gebietes sind allerdings eine ganze Menge weiterer Qualitäten empfehlenswert. Bei den Rot- und Roséweinen sind es Aglianico, Aglianico Rosato und Cabernet. Beim den Weißweinen sind es Pampanuto – noch so eine seltene Rebsorte der Region – und Chardonnay sowie Sauvignon.  



Primitivo di Manduria DOC – aus alten Buschreben entsteht ein Primitivo vom Feinsten  


Stamm für Stamm ducken sich die teils uralten knorrigen Buschreben des Primitivo aus Manduria unter den heißen Winden der Ebene. Sie liefern einen konzentrierten Saft, der in den letzten Jahren große Popularität erlangt hat. Alte Reben werden wieder geschätzt.  


Der Name ist hier Programm; denn es geht ausschließlich um Primitivo aus dem kleinen Gebiet Manduria im Salento. Und das liegt mitten im Absatz des italienischen Stiefels. Heiß ist es dort und windig. Die besten Rebstöcke sind uralt und stehen geduckt als Buschreben einzeln in den Weinbergen. Albarello nennt man diese Pflanzung, die den Primitivo am widerstandsfähigsten macht. Lange hat man sich um die alten knorrigen Stämme kaum gekümmert. Doch heute weiß man es besser. Die Reben liefern einen konzentrierten, hoch aromatischen dunklen Saft, vor allem dann, wenn der Wein zur Primitivo di Manduria Riserva wird und mindestens 24 Monate im Holzfass schlummern durfte. Seit 2011 gibt es außerdem ganz offiziell einen Primitivo di Manduria Dolce Naturale, einen Rotwein von hoher Reife und Süße. Dieser Wein hat mindestens 16 % Alkohol und ist ein echter Festwein zu Schokoladenkuchen und zu Käse mit blauem Schimmel.



Salice Salentino DOC – die dunklen Roten vom Absatz des Stiefels 


Der Negroamaro ist die wichtigste Rebsorte der Region. Zusammen mit Malvasia nera und Primitivo hat die Sorte als Salice Salentino das rinascimento eingeleitet, die Wiedergeburt des süditalienischen Weinbaus.  


Salice Salentino ist vielleicht die Region, von der aus der Wiederaufstieg des apulischen Weinbaus seinen Anfang genommen hat. Die Region mit dem prägnanten Namen findet man rund um Lecce und Brindisi am Absatz des Stiefels. Die Weine können rosso, rosato oder bianco sein, und wenn sie sortenrein ausgebaut werden, steht hinter der Bezeichnung noch der Rebsortenname. Das wäre zum Beispiel Salice Salentino Rosso Negroamaro. Der Negroamaro ist die wichtigste Rebsorte der Region. Die dunkle und würzig-herbe Sorte stellt auch beim Rosso und beim Rosato mit 75 % den Löwenanteil. Hinzu kommen Malvasia nera und Primitivo. Beim Bianco, der deutlich weniger Tradition hat und auch viel seltener zu finden ist, hat sich der Chardonnay als wichtigste Rebsorte durchgesetzt. Die samtigen, kraftvollen und sowohl trocken als auch süß ausgebauten Rotweine reifen mindestens acht Monate im Tank. Bei den besseren Erzeugern sind es allerdings eher zwei bis drei Jahre. Dann erhält der Wein den Zusatz Riserva, und Sie können davon ausgehen, dass der Salice Salentino im Holz gereift ist.  



Brindisi DOC – die Heimat des Negroamaro 


Brindisi ist eine der bekanntesten süditalienischen Hafenstädte. Rund um diese Stadt wird schon seit Urzeiten Wein angebaut. Einer der bekanntesten ist der Negroamaro. Eine absolute Seltenheit dagegen findet man dort ebenso: den Susumaniello.  


Brindisi, das ist ein Weinbaugebiet, eine Provinz und eine gleichnamige Stadt am Meer. Dort, in der einst bedeutenden Hafenstadt, hat man Artefakte aus der Bronzezeit entdeckt, mykenische Gefäße von vor 3.500 Jahren, und man ist sich sicher, dass die Provinz zu den ältesten Weinanbaugebieten Italiens zählt.  


Heute ist Brindisi ein kleines, aber feines Anbaugebiet von rund 600 Hektar Größe. Erzeugt werden vor allem rote Weine namens Brindisi Rosso und lachsfarbene Weine unter dem Namen Brindisi Rosato. Beide Typen enthalten mindestens 70 % der wichtigsten regionalen Rebsorte Negroamaro. Wenn besonders viel Negroamaro enthalten ist und der Winzer stolz ist auf diese Rebsorte, dann darf der Wein auch Brindisi Negroamaro genannt werden. Neben einer kleinen Menge an Brindisi Bianco aus den Rebsorten Chardonnay und Malvasia bianco gibt es eine besondere Spezialität. Sie heißt Brindisi Susumaniello. Vom tiefdunklen, säurebetonten Susumaniello gibt es heute noch gerade 50 Hektar, die meisten davon allerdings in Brindisi.



Daunia IGP – Landweine aus Foggia 


Die Daunier haben vor rund 3.000 Jahren ihre Spuren in der Provinz hinterlassen und sicher schon damals Weine gekeltert. Nach ihnen ist diese Landweinregion im Norden Apuliens benannt, in der es vom Aglianico über den Riesling bis zum Vermentino eine reiche Auswahl gibt.  


Die Region Daunia erstreckt sich in der Provinz Foggia über den Norden Apuliens bis an die Grenzen von Basilikata, Campania und Molise. Benannt ist sie nach den Dauniern, die von den Illyrern abstammen und ab etwa 1.100 v. Chr. in dieser Region ihre Spuren hinterlassen haben. Ob die Illyrer und Daunier bereits Rebsorten aus ihren ursprünglichen Siedlungsgebieten am Balkan mitgebracht haben, ist nicht bekannt. Unter dem Namen Daunia versammeln sich die Landweine der Indicazione Geografica Tipica (IGT). Es sind meist die einfachen, unkomplizierten vini bianci, rossi, rosati, frizzante è spumante Apuliens, die hier zusammengefasst werden. Vom Aglianico über den Riesling bis zum Vermentino reicht die Auswahl der Rebsorten, die aber zu 85 % reinsortig im Wein enthalten sein müssen. Für alle Weine gelten klare Vorgaben bezüglich des Rebsortenanteils, des Alkoholgehalts, der Säure und der Süße. Neben den typischen, weit verbreiteten Rebsorten findet man auf den knapp 1.000 Hektar der Appellation auch Seltenheiten wie Mostosa, Montonico, Pampanuto oder Piedirosso.



Puglia IGP – das Herz des Südens 


Diese Landweinregion trägt den gleichen Namen wie der gesamte Landstrich. In der Puglia IGP entstehen vor allem sortenreine Weine, unter denen der Primitivo die wichtigste Rolle spielt. Den gibt es hier sogar als Primitivo Novello und – sehr konzentriert – als Appassimento. 


Von den 88.000 Hektar Rebfläche in Apulien sind rund 10 % Teil der DOCs, deren Weine als Qualitätsweine deklariert werden können. Ein Teil der Reben wird daher nicht für Weine, sondern für andere Zwecke angebaut. Man kann davon ausgehen, dass rund 65 % der Weine als IGP, also als Landwein ausgebaut und verkauft werden. Die Landweine Apuliens finden Sie als Daunia, Murgia, Salento, Tarantino, Valle d’Itria und Puglia IGP. Da Puglia IGP den gleichen Namen trägt wie die gesamte große Region, stammen von hier auch die bekanntesten Landweine.  


Im Gegensatz zu den DOC- oder DOCG-Weinen, deren Gesetze vor allem aus der traditionellen Machart der Weine entstanden sind, ist man bei der IGP ziemlich frei – Hauptsache ist, dass Qualität, Alkoholgehalt, Süße, Säure und ein paar weitere Punkte den Voraussetzungen genügen. In Puglia sind es vor allem zwei Weincharaktere, die in den letzten Jahren Furore gemacht haben. Es sind der Primitivo Novello und der Primitivo Appassimento. Der Novello ist das italienische Pendant zum Beaujolais Primeur, ein vollfruchtiger Wein also, der kurz nach Ende der schnellen Gärung abgefüllt wird. Der Appassimento kann ein mächtiger Wein sein, der dadurch entsteht, dass ein Teil der überreif geernteten Trauben zunächst trocknet. Dadurch konzentrieren sich die Aromen, die Süße und der Alkohol. Mit diesen hocharomatischen Trauben wird dann der Rest des Weines vergoren. Da diese Art des Weinmachens aus Valpolicella stammt und nicht aus Apulien, werden die Weine in Apulien als IGT verkauft. Neben diesen beiden besonderen Varianten gibt es jede Menge rebsortenreine Weine aus sicher 30 verschiedenen Rebsorten, die als Puglia IGT auf den Markt kommen. Neben den allgegenwärtigen vini rossi sind es auch vini bianci, rosati, frizzante und spumante, die hier in großem Stil entstehen.



Salento IGP 


Das Salento tief im Südosten des italienischen Stiefels ist die heißeste Gegend des Landes. Kein Wunder, dass dort vor allem dunkle, kräftige und würzige Weine aus Negroamaro, Susumaniello, Malvasia nera und Primitivo entstehen. Genau das Richtige zur ländlich italienischen, deftigen Küche. 


Im tiefsten Südosten umfasst die Salento IGP die gesamte Landwein-Produktion des italienischen Stiefelabsatzes rund um Qualitätsanbaugebiete wie Alezio, Brindisi oder Salice Salentino. Die Halbinsel des Salento wird von drei Seiten vom Meer umgeben und hat daher ein einzigartiges Klima. Zusammen mit den Lehm- und Kalkböden sind hier sehr gute Ausgangsbedingungen für den Weinbau. Und deshalb gibt es ihn auch schon seit ein paar tausend Jahren.  


Heute ist das Salento vor allem bekannt für die tiefdunkeln, würzigen und herben Rotweine aus Negroamaro. Doch auch die seltene Rebsorte Susumaniello, ferner der Primitivo und die Malvasia nera spielen eine bedeutende Rolle. Weißweine sind eher eine Randerscheinung, weil sie traditionell kaum angebaut wurden. Doch wer heute einen frischen Fiano, eine Malvasia bianca oder eine Verdeca im Glas hat, wird sich freuen – vor allem wenn das Glas neben einem der typischen Fischgerichte der Region steht.