Dekantieren

Decantare Dekantieren

Weine – wann dekantieren, wann nicht?

Ist die Antwort Getue von sogenannten Weinkennern oder tatsächlich sinnvoll? Müssen alle Rotweine erst in einer Karaffe atmen, bevor sie ins Glas dürfen? Enzo bringt Licht in das Thema „Dekantieren“.

Was bedeutet Dekantieren und warum tut man es?

Dekantieren kommt von dem französischen Verb „decanter“ . Das bedeutet gießen, umfüllen oder klären. Gemeint ist damit die Trennung des Weins von seinem Bodensatz, im Fachjargon auch Depot genannt. Gerade bei älteren Rotweinen oder Süßweinen findet man dieses Depot. Es entsteht im Laufe der Monate oder Jahre durch das Absetzen von sogenannten Trubteilchen oder durch das Kristallisieren der Weinsäure, bekannt auch als Weinstein, in der Flasche.

Die meisten Laien verwechseln das Dekantieren allerdings mit dem Karaffieren. Dabei wird der Wein durch das Umfüllen in einen Dekanter oder eine Karaffe „belüftet“. Ihm wird also Sauerstoff zugeführt. Der Prozess der Oxidation, der normalerweise bereits durch das kurze Schwenken des Weins im Glas entsteht, wird so verstärkt. 

Beim Karaffieren geht es also nicht um die Trennung vom Weinstein, sondern lediglich darum, den Wein „atmen“ zu lassen. Deshalb wird für das Karaffieren meist ein Gefäß mit großer Oberfläche gewählt, das verwirrenderweise aber oft als „Dekanter“ bezeichnet wird.

Capito? Um es etwas leichter zu machen: Im Normalfall spricht man bei beiden Verfahren vom Dekantieren. Das ist erlaubt. Weinprofis sind jedoch streng in der Unterscheidung.

Was passiert beim Karaffieren?

Das Umfüllen einer Flasche in eine Karaffe oder einen Dekanter wirkt wie ein Sauerstoffschock: Der Tanningehalt des Weins, der gerade bei jungen Rotweinen oft stark und intensiv sein kann, reagiert mit dem Sauerstoff und wird so gebunden. Das macht den Wein angenehmer. 

Wann sollte man Wein karaffieren?

Gerade jungen, noch nicht trinkreifen Rotweinen mit viel Tannin kann das Karaffieren einen Geschmacks-Push geben. Sie verlieren dadurch ihren bitteren oder ungeschliffenen Charakter und werden weicher.

Wenn also strenge Tannine am Gaumen ziehen oder ein unausgewogen hoher Alkoholanteil den Genuss einer frisch geöffneten Flasche Rotwein trübt, dann nichts wie ab in die Karaffe damit. Solche Weine können durch den Sauerstoff „runder“ werden.

Wie lange sie „beatmet" werden, ist dabei Ermessenssache. Meist bringt es aber nichts, den Wein lange in Karaffe oder Dekanter stehenzulassen, da er so nur auf Zimmertemperatur käme, was den Trinkgenuss wiederum trüben würde. 

Wann dekantieren?

Gerade bei älteren Rotweinen, bei denen sich Depot am Flaschenboden abgesetzt hat (die Italiener nennen das fondo, die italienischen Weinprofis feccia) ist das Dekantieren sinnvoll, damit man die Partikel weder im Glas, noch später am Gaumen hängen hat.

Ob Dekantieren für das Aroma wirklich etwas bringt, ist unter Weinprofis dabei umstritten und Geschmackssache. Viele Weinkenner sprechen sich dagegen aus, da gerade ältere Weine durch die hohe Sauerstoffzufuhr in sich zusammenfallen. Das Bukett geht schnell verloren und die Weine „sterben“, wie Weinkenner sagen. Wer also einen wundervollen Barolo aus den 1980er Jahren dekantieren möchte, sollte das erst unmittelbar vor dem Essen tun oder aber die Flasche lediglich ein paar Stunden atmen lassen.

Soll man jeden rosso dekantieren?

No. Denn der Bodensatz hat sich bei jungen Weinen noch gar nicht gebildet. Und würde Ihr Rotwein vom „Belüften" profitieren? Probieren Sie es mal aus und experimentieren Sie zuhause mit einer Flasche und einer Karaffe. Wie ist der Geschmacksunterschied? Oder genügt bereits das bloße Schwenken des Glases, um die Aromen voll zur Geltung zu bringen?

Welche Weine werden noch dekantiert?

Ältere Weißweine sowie Dessertweine, wenn sie sehr gehaltvoll und reifer sind. Aber auch alte Portweine muss man manchmal dekantieren, denn auch bei ihnen setzt sich mit fortgeschrittenem Alter Weinstein oder Depot ab. 

Wie dekantiert man eine Flasche Wein richtig?

Es gibt zwei beliebte Methoden des Dekantierens. Wenn Sie mit einer Karaffe dekantieren möchten, sollten Sie die Flasche am besten ein bis zwei Tage prima aus ihrer liegenden Position im Regal holen und aufrecht hinstellen, damit sich der Bodensatz (das Depot) sammeln kann. Den Wein dann am besten durch einen Trichter umfüllen. Bei der Dekantierkorb-Methode sammelt sich das Depot durch die Schräglage des Korbs am Boden. Durch das Abgießen mit einer Kerze unter dem Flaschenboden sieht man die Trübungen und kann sie rechtzeitig aufhalten. „Separare il grano dalla pula“ – die Spreu vom Weizen trennen, wie der Italiener sagt – tun beide Methoden.

Generell gilt: Erschließt sich ein Wein beim Probierschluck von selber und schmeckt, bleibt er in der Flasche und kommt direkt ins Glas – basta und salute!